Blutkrebs (Leukämie) —
Blutkrebs (Leukämie) ist eine relativ seltene Erkrankung, pro Jahr erkranken in der Schweiz etwa 1000 Personen. Es gibt mehrere Formen von Leukämie, darunter akute lymphatische Leukämie (ALL), akute myeloische Leukämie (AML), chronische lymphatische Leukämie (CLL) und chronische myeloische Leukämie (CML). Leukämie kann in allen Altersgruppen auftreten, ist jedoch bei Kindern und älteren Erwachsenen am häufigsten.
Akute lymphatische Leukämie tritt vor allem bei Kindern auf, während akute myeloische Leukämie und chronische Formen meist bei älteren Erwachsenen diagnostiziert werden. Typischerweise betrifft die chronische lymphatische Leukämie Menschen ab dem 60. Lebensjahr.
Leukämie, auch als Blutkrebs bekannt, ist eine Gruppe von Krebserkrankungen, die das Blut und das Knochenmark betreffen. Bei Leukämie produziert der Körper unkontrolliert abnormale weisse Blutkörperchen, die nicht richtig funktionieren. Diese krankhaften Zellen verdrängen die gesunden Blutzellen, was zu Problemen wie Anämie (Blutarmut), erhöhtem Infektionsrisiko und einer erhöhten Neigung zu Blutungen führt.
Es gibt verschiedene Formen von Leukämie, die sich in ihrer Art und Schwere unterscheiden. Zu den Haupttypen gehören:
Akute lymphatische Leukämie (ALL): häufig bei Kindern, kann sich schnell entwickeln
Akute myeloische Leukämie (AML): tritt meist bei Erwachsenen auf und kann ebenfalls schnell fortschreiten
Chronische lymphatische Leukämie (CLL): meist bei älteren Erwachsenen, entwickelt sich langsam und kann lange Zeit asymptomatisch bleiben
Chronische myeloische Leukämie (CML): betrifft häufig Erwachsene und verläuft in mehreren Phasen
Symptome
Die Symptome einer Leukämie können variieren, abhängig von der Art der Leukämie und dem Fortschreiten der Erkrankung. Häufige Symptome sind:
Müdigkeit und Schwäche: oft verursacht durch Anämie (Blutarmut)
Häufige Infektionen: durch einen Mangel an funktionsfähigen weissen Blutkörperchen
Blutungsneigung: dazu gehören häufiges Nasenbluten, Zahnfleischbluten oder leichtes Auftreten von Blutergüssen
Fieber und Nachtschweiss: unklare Fieberzustände und übermässiges Schwitzen in der Nacht
Gewichtsverlust: ungewollter Verlust von Körpergewicht ohne ersichtlichen Grund
Schwellungen: Vergrösserung von Lymphknoten, Leber oder Milz
Knochenschmerzen: Schmerzen in den Gelenken oder Knochen, verursacht durch die Ansammlung von Leukämiezellen
Diese Symptome können auch bei anderen Erkrankungen auftreten, weshalb eine ärztliche Untersuchung wichtig ist, wenn sie anhalten oder sich verschlimmern.
Entstehung und Ursachen von Blutkrebs
Die genauen Ursachen von Leukämie sind oft unklar, aber mehrere Faktoren können zur Entstehung beitragen:
Genetische Faktoren: vererbte genetische Anomalien können das Risiko erhöhen, z.B. bestimmte Chromosomenabweichungen
Umweltfaktoren: Exposition gegenüber chemischen Stoffen (z. B. Benzol), Strahlung oder bestimmten Medikamenten kann das Risiko erhöhen
Virusinfektionen: einige Viren, wie das Epstein-Barr-Virus, sind mit einem erhöhten Leukämierisiko verbunden
Vorherige Krebserkrankungen: Behandlungen wie Chemotherapie können das Risiko für die Entwicklung von Leukämie erhöhen.
Eine Leukämie entsteht, wenn im Knochenmark die Produktion von normalen Blutzellen gestört wird und stattdessen unkontrolliert abnormale weisse Blutkörperchen gebildet werden.
Diagnostik
Anamnese und körperliche Untersuchung: Die Ärztin oder der Arzt erhebt die Krankengeschichte und untersucht auf Symptome wie geschwollene Lymphknoten oder Lebervergrösserung.
Blutuntersuchungen: Ein vollständiges Blutbild zeigt Auffälligkeiten in der Anzahl und Art der Blutzellen. Besonders wird auf Anämie, erhöhte Leukozytenzahlen und die Anwesenheit abnormaler Zellen geachtet.
Knochenmarkbiopsie: Eine Probe des Knochenmarks wird entnommen und untersucht, um die Art der Leukämiezellen zu bestimmen und die Diagnose zu bestätigen.
Zytogenetische Analyse: Die Analyse der Chromosomen im Knochenmark kann genetische Anomalien identifizieren, die bei bestimmten Leukämieformen vorkommen.
Bildgebende Verfahren: Röntgenaufnahmen, CT-Scans oder Ultraschall können eingesetzt werden, um die Ausbreitung der Krankheit zu beurteilen.
Behandlungen und Therapien
Chemotherapie: Diese ist die Hauptbehandlung und nutzt Medikamente, um die Krebszellen abzutöten und die Produktion abnormaler Zellen zu reduzieren.
Strahlentherapie: Diese Methode kann eingesetzt werden, um Krebszellen zu zerstören, insbesondere vor einer Stammzelltransplantation oder zur Linderung von Symptomen.
Stammzelltransplantation: Diese Therapie ermöglicht es, das erkrankte Knochenmark durch gesunde Stammzellen zu ersetzen, entweder aus dem eigenen Körper (autolog) oder von einem Spender (allogen).
Immuntherapie: Diese Therapie aktiviert das Immunsystem, um Krebszellen gezielt anzugreifen. Medikamente wie monoklonale Antikörper sind Beispiele.
Targeted Therapy: Diese Medikamente zielen auf spezifische Moleküle oder genetische Mutationen in den Krebszellen ab und können oft gezielt bei bestimmten Leukämieformen eingesetzt werden.
Klinische Studien: Patientinnen und Patienten können auch an Studien teilnehmen, die neue Behandlungsansätze untersuchen.
Die Wahl der Therapie erfolgt in der Regel in Absprache mit einem Onkologen und hängt von den individuellen Umständen ab.
Diagnostik
Folgende Methoden können zur Diagnosestellung zum Einsatz kommen.
Knochenmarkpunktion
Eine Knochenmarkspunktion ist ein medizinisches Verfahren, bei dem eine kleine Menge Knochenmark aus dem Inneren eines Knochens entnommen wird, meist aus dem Beckenkamm.
Ultraschall (Sonographie)
Ultraschall, oder auch Sonographie genannt, ist die Anwendung von Ultraschallwellen (vergleichbar der Schallwellen in Sprache oder Musik) als bildgebendes Verfahren unter anderem zur Untersuchung von organischem Gewebe in der Medizin.
PET-CT
Die Positronen-Emissions-Tomographie, kombiniert mit einer Computertomographie (PET-CT), ist ein modernes nuklearmedizinisches Untersuchungsverfahren, welches mit hoher Präzision Tumore und Entzündungen erfassen kann.
Magnetresonanztomographie MRT
Die Magnetresonanztomographie MRT ist eine äusserst wertvolle, schmerzlose Untersuchung, die es den Radiologen und Radiologinnen erlaubt, Bilder von Ihrem Körperinnern zu erzeugen, die mit anderen bildgebenden Methoden nicht dargestellt werden können. Mit Hilfe eines starken, dauernd vorhandenen Magnetfeldes wird die Verteilung und Menge von Wasserstoffatomen im Körper gemessen und mittels eines leistungsstarken Computers Bilder berechnet. Während der Untersuchung wird in aller Regel eine Serie von Querschnittsbildern mit unterschiedlichem Bildkontrast aufgenommen.
Computertomographie CT
Die Computertomographie (CT) erzeugt mit Hilfe von Röntgenstrahlen Querschnittsbilder des menschlichen Körpers. Dabei werden je nach Bedarf in sehr kurzer Zeit (Sekunden) grosse Körperabschnitte wie Kopf, Brust-, Bauchraum, Becken und Extremitäten in hoher Qualität abgebildet. Als schnelles und jederzeit verfügbares Schnittbildverfahren kann sie ein breites Spektrum von Fragestellungen beantworten.
Gewebeproben (Biopsie)
Bei einer Biopsie wird von der auffälligen Stelle eine Gewebeprobe entnommen. Dieses Material wird zur Untersuchung ans Institut für Pathologie geschickt.
Mikroskopische Diagnostik
Aus Gewebeproben oder einzelnen Zellen werden Präparate angefertigt, die mittels Mikroskopie untersucht werden. Dies dient einer ersten Beurteilung und Bewertung des Materials. Mittels Spezialtechniken wie Spezialfärbungen, zytochemischen Reaktionen oder immunologischen oder molekularbiologischen Techniken können in weiteren Schritten sehr detaillierte Informationen zur Art des Gewebes und eventuell bestehenden krankhaften Veränderungen gemacht werden. Dies ist entscheidend für das Stellen einer genauen Diagnose und eine optimale Therapieentscheidung.
Molekularbiologie
Mit molekularbiologischen Methoden kann Material nicht nur auf Ebene von einzelnen Zellen oder Geweben untersucht werden, sondern es können Aussagen zum möglichen Vorliegen oder nicht-Vorliegen von Veränderungen auf molekularer Ebene, also der Ebene des Erbmaterials oder einzelner Eiweisse oder Oberflächenstrukturen in Zellen oder Geweben gemacht werden. Dazu zählen auch Verfahren wie «next generation sequencing», in denen hunderte von Genen gleichzeitig untersucht werden können. In der modernen Krebsmedizin ist dies eine wichtige Grundlage für eine treffsichere Diagnose und Einschätzung der Prognose. Insbesondere sind diese Informationen wichtig für den zielgerichteten Einsatz molekular gerichteter Krebsmedikamente, was man auch als «personalized therapy» bezeichnet.
Zytogenetik
Die Zytogenetik ist ein Teilgebiet der Genetik, das sich mit der Struktur, Funktion und dem Verhalten der Chromosomen in Zellen befasst. Sie kombiniert Methoden der Zytologie (Zellbiologie) und Genetik, um genetische Erkrankungen, Chromosomenanomalien und Zellveränderungen zu untersuchen. Besonders wichtig ist sie in der medizinischen Diagnostik, etwa bei Krebs oder erblichen Erkrankungen.
Hämatologische Spezialdiagnostik
Die hämatologische Spezialdiagnostik umfasst spezialisierte Untersuchungen zur Abklärung von Blutkrankheiten, insbesondere malignen hämatologischen Erkrankungen wie Leukämien und Lymphomen. Ein zentrales Verfahren ist die Durchflusszytometrie, bei der Zellen anhand spezifischer Oberflächen- oder intrazellulärer Marker schnell analysiert und klassifiziert werden können. Ergänzend dazu ermöglicht die Next-Generation-Sequencing (NGS)-Technologie die hochauflösende Analyse genetischer Veränderungen auf DNA-Ebene, was zur präzisen Diagnose, Prognoseabschätzung und Therapieplanung beiträgt. Zusammen liefern diese Methoden eine umfassende molekularbiologische und immunphänotypische Charakterisierung hämatologischer Erkrankungen.
Allgemeine Labordiagnostik
Die allgemeine hämatologische und onkologische Labordiagnostik umfasst Basisuntersuchungen zur Beurteilung von Blutbild, Blutzellen und Tumormarkern. Dazu gehören unter anderem das vollständige Blutbild, Differentialblutbild sowie Parameter zur Gerinnung und Hämolyse. In der Onkologie werden zusätzlich laborchemische Marker wie z. B. CEA, CA-19-9 oder PSA bestimmt, die Hinweise auf das Vorliegen oder den Verlauf einer Krebserkrankung geben können. Diese Diagnostik dient der Früherkennung, Verlaufsbeurteilung und Therapieüberwachung hämatologischer und onkologischer Erkrankungen.